Werkzeug:

Bei diesem Thema scheiden sich die Geister. Für Anfänger oder "grobmotorische Laien" wie mich,  mag es durchaus sinnvoll erscheinen, für "Einarbeitungszwecke" billiges Werkzeug zu kaufen. Der Vorteil liegt auf der Hand. Scheinbar günstiges Werkzeug bedarf äußerst vorsichtiger Handhabung und einiges an Geschick, um weder das Werkzeug, noch das Werkstück zu beschädigen. Einige mögen jetzt behaupten, dass ausgerechnet derartiges "Spielzeug" nicht in Laienhand gehört, so sollten ausgerechnet diese Profis folgende Gedankengänge nachvollziehen!
Eines ist unstrittig: billiges Werkzeug taugt zu nichts! Aber...
Wenn ein Werkzeug nicht zu vernünftiger Bearbeitung von Werkstoffen geeignet ist, so bedarf es um so mehr an Fingerfertigkeit, um ausgerechnet mit diesem "absolut ungeeigneten Mitteln" ein vertretbares Ergebnis zu erzielen! Ok, das Ergebnis ist bei ungeeigneten Mitteln einfach nicht erreichbar, aber eines ist schon bei der ersten Überlegung durchaus absehbar. Der pflegliche Umgang mit Werkzeug wird entwickelt und die Werkstoffkunde wächst mit jeder Niederlage! Lerning by doing!
Diesen äußerst unproduktiven, aber ebenso effektiven Lernprozess sollte man keinesfalls unterschätzen. Durch Produktion von Abfall, durch Verarbeitung von Müll mittels Schrott entsteht ein Lernprozess, der durch keine, auch noch so kostspielige Anschaffung aufzuwiegen ist. Ein Laie lernt so Werkstoffeigenschaften kennen und erlernt quasi nebenbei den qualifizierten und fachgerechten Umgang mit Werkzeug. Fehler macht jeder! Aber es kostet nicht ein Vermögen, wenn man ein sehr günstiges Werkzeug durch unsachgemäße Behandlung ruiniert! Geht etwas kaputt, muss man jedoch nach den Gründen des Versagens forschen und sich beim nächsten Mal entsprechend anders verhalten. Mit "billigem Schrott" als Werkzeug sollte man also durchaus beginnen, um sich Kenntnisse relativ günstig anzueignen. Wenn man den Umgang mit Werkzeug und Material einigermaßen gut beherrscht, kann man Stück für Stück das "Spielzeug" gegen echtes Werkzeug austauschen.

Was braucht man?
Schraubendreher mit Schlitz und Kreuz werden immer wieder in verschiedenen Größen benötigt, das trifft auch auf Torx- und Inbusschlüssel zu. Um sich nicht gleich den ganzen Schrank mit solchen Werkzeugen zu füllen, sind für Letztgenannte Bit-sätze recht günstig und diese können auch in anderen Werkzeuge verwendet werden.
Ein Sortiment an Zangen (Kombi-, Schnabel-, Spitz-) und Seitenschneider in 2 Größen und Härtegraden sind wichtig, aber auch ein "Nagelknipser" für filigrane, oder weiche Materialien macht sich gut. Für Kleinteile und elektronische Bauelemente braucht man eine Pinzette.
Wenn man Platinen oder andere Werkstoffe zerteilen muss, braucht man natürlich mindestens eine Säge. Eine Metallbügelsäge mit verschiedenen Sägeblättern für Metall und Holz, und eine kleine Säge mit Metallsägeblatt für empfindliche Kleinteile.
Nach dem Sägen braucht man noch Feilen zum Entgraten der Schnittstelle. Es empfiehlt sich ein Feilensortiment mit Flach-, 4-Kant-, Halbrund-, und Rundfeile, sowie für die Feinarbeit ein Satz Schlüsselfeilen.
Ein kleiner Schraubstock und einige Schraubzwingen in verschiedenen Größen haben sich beim sägen und bohren sperriger Platinen bestens bewährt.
Wenn wir schon mal beim bohren sind... eine kleine Bohrmaschine mit Bohrern für harte und weiche Metalle (vielleicht auch für Holz) in gängigen Größen bis 10 Millimetern. Wer noch etwas zuviel Geld haben sollte, kann sich auch noch einen Akkuschrauber zulegen (dabei jedoch nicht zu sehr auf das Preisschild sehen - sonst kauft man wirklich Schrott, der kaum eine Woche durchhält).
Zum Löten kann ich jedem Anfänger dringend raten, eine Lötstation mit Temperaturanzeige und Regelung zu verwenden, weil man so immer die Temperatur im Auge hat und auch sehr hitzeempfindliche Bauteile löten kann, ohne sie dabei zu toasten. Lötzinn mit Flussmittelseele ist nicht nur für Anfänger, sondern auch für Profis ein Segen. Ob man sich für bleifreies oder herkömmliches Lötzinn entscheidet, ist Ansichtssache. Falls es für den Hobbyelektroniker möglich ist, sollte man die Richtlinie 2002/95/EG (RoHS) einhalten und bleifreies Lot verwenden.
Zu guter Letzt braucht man noch einen Teppichcutter, oder ein scharfes Messer und ein Stumpfes, zum Abisolieren von Kabeln und Drähten. Scharfe Klingen schneiden schnell komplett durch das Kabel, statt nur durch den Mantel - und gelegentlich auch in die Finger ;-)

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